Gewässer sind komplexe Systeme

Immer wieder hört man in den Nachrichten von akutem Fischsterben. Die Ursachen für dieses sind jedoch so komplex wie die Gewässer selbst und oft spielen viele Faktoren zusammen, die dafür sorgen, dass sich die Wasserqualität verschlechtert und Lebewesen verenden.

Neben offensichtlichen Ursachen, wie die Einleitung von Chemikalien oder die Ausbreitung von Fischkrankheiten, sind es immer öfter Wirkungsketten, die dafür verantwortlich sind, dass eine große Anzahl an Fischen sterben. Vor allem die Wasserzusammensetzung und der Sauerstoffgehalt spielen dabei eine große Rolle.

Auch plötzliche Starkregenereignisse können ein Fischsterben verursachen, da dadurch eine große Menge an Fremdwasser zugeführt wird. Außerdem ist dieses meist sehr nährstoffreich und kann auf den bereits beschriebenen Zyklus einwirken. Besonders kritisch wird dies, wenn dabei Abwasser oder Gülle aus der Landwirtschaft mit eingetragen wird.

Durch diverse biochemische Prozesse, die im Gewässer ablaufen, kann sich der pH-Wert verändern. Dies wiederum kann unter anderem zu einer Bildung von Ammoniak führen, welches fischtoxisch wirkt. Auch eine vermehrte Bildung von Nitrit kann Ursache für Fischsterben sein.

Erste Symptome / Anzeichen

Vorbote vom Fischsterben kann beispielsweise eine Algenblüte sein. Auch das massenhafte Auftreten von Cyanobakterien (Blaualgen) kann durch das Freisetzen von Toxinen zu einem Fischsterben führen. Andererseits ist die Algenblüte nur ein Symptom von einem zu hohen Nährstoffgehalt. Durch die vielen Nährstoffe im Wasser kommt es zu einem starken Wachstum an organischem Material, welches durch sauerstoffzehrende Prozesse mineralisiert wird. Ist zu viel Organik vorhanden, wird Sauerstoff verbraucht. Dieser ist dann nicht mehr in ausreichenden Mengen für die Atmung der Fische verfügbar. Das heißt, das Fischsterben ist oftmals ein Symptom der Eutrophierung von Gewässern.

Wenn der Sauerstoffgehalt im Gewässer zu gering ist schwimmen die Fische meist nah an der Wasseroberfläche und schnappen teilweise nach Luft. Mit dieser „ Notatmung“ können Fische aber nur eine kurze Zeit des Sauerstoffmangels überbrücken.

Weiterhin besteht dringend Handlungsbedarf, wenn ein fauliger Geruch am Gewässer wahrnehmbar ist. Dann findet der Sedimentabbau unter anaeroben Bedingungen statt und kein oder nur sehr wenig Sauerstoff ist über Grund vorhanden. Die dabei entstehenden Faulgase und der Sauerstoffmangel können ebenfalls Fischsterben verursachen.

Was sind die Gründe für ein akutes Fischsterben?

Beispiel: Sauerstoffmangel

Fische brauchen Sauerstoff zum Leben. In einem unbelasteten oder wenig belasteten Gewässer ist in der Regel ausreichend bis reichlich Sauerstoff im Wasser gelöst, so dass Fische genug Sauerstoff zur Kiemenatmung vorfinden. Durch einen zu hohen Nährstoffeintrag kann es dazu kommen, dass die Sauerstoffkonzentration so stark verringert wird (Hypoxie), dass die Fische ersticken; umgangssprachlich spricht man von einem Umkippen des Gewässers.

In ein stehendes Gewässer (See) oder ein sehr langsam fließendes Gewässer werden kontinuierlich Nährstoffe eingebracht, z. B. Phosphate, Silikate. Wenn dann die Wachstumsperiode einsetzt, können mehr Algen wachsen als vorher. Sie nutzen zur Energiegewinnung bei Licht die Photosynthese und erzeugen dabei Sauerstoff. In der Nacht jedoch zehren sie Sauerstoff auf. Es kann dazu kommen, dass so viel Sauerstoff aufgezehrt wird, dass die Algen selbst absterben, weil das Gewässer völlig sauerstofffrei wird. Dann sinken die toten Algen zu Boden, verfaulen dort und es bilden sich Faulgase, die aufsteigen.
Beschleunigt wird dieser Vorgang, wenn organische, sauerstoffzehrende Substanzen (z. B. nicht ausreichend behandelte Abwässer, Gülle) in das Gewässer eingetragen werden.

Sauerstoffentzug kann aber auch natürliche Ursachen haben, etwa wenn bei langem Zufrieren des Gewässers der Sauerstoffhaushalt des Gewässers unterbrochen oder in einem meromiktischen Gewässer die sauerstoffarme Wasserschicht durch einsetzende Umwälzung an die Oberfläche getragen wird. Auch ein Überbesatz im Rahmen der fischereilichen Bewirtschaftung eines Gewässers kann Sauerstoffmangel erzeugen.

 

Beispiel: Vergiftung und Krankheiten

Eine anderer Grund für ein Fischsterben kann die Intoxikation, also Vergiftung sein. Der Eintrag anorganischer wassergefährdender Stoffe kann zu Vergiftungen führen, die den Fischbestand schädigen oder zum Absterben der Fischpopulation führen, wenn diese direkt oder indirekt (z. B. gelöst in Abwasser) in das Wasser gelangen. Dies ist z. B. der Fall beim Eintrag schwermetallhaltiger Industrieabwässer oder dem hoch konzentrierten Eintrag von Säuren oder Laugen.
Nachweisbar ist die Intoxikation am Fischkadaver im Rahmen einer toxikologischen Untersuchung anhand von gereizten und geschädigten Organen und Kiemen oder durch direkten Nachweis des toxischen Stoffes im Kadaver.


Ebenso sind Fischkrankheiten die mögliche Ursache für ein Fischsterben. Zum Beispiel durch Bakteriosen, Virosen, Pilzerkrankungen und parasitäre Erkrankungen, ernährungsbedingte Krankheiten.

In welcher Jahreszeit tritt akutes Fischsterben besonders häufig auf?

Typisch für das sog. Umkippen von Gewässern sind lange Extremwetterlagen z.B. Heiß- und Trockenphasen im Sommer. Aber auch im Winter kann es zu akutem Fischsterben kommen.

Akutes Fischsterben - Was kann man dagegen tun?

Wird das Fischsterben rechtzeitig erkannt, kann man bei einigen Ursachen noch entgegensteuern. Bei Sauerstoffmangel beispielswiese kann PeriDox der Firma Oase eingesetzt werden. Dieses setzt beim Auflösen schnell Sauerstoff frei. Ist eine Verschiebung des pH-Wertes das Problem, kann ebenfalls mit biochemischen Produkten gegengesteuert werden.

Langfristig sollte jedoch die Nährstoffsituation im Gewässer beobachtet werden und regelmäßig eine Schlammreduzierung durchgeführt werden. So kann ein vermehrtes Aufkommen und Wachstum von Algen und anderen Primärproduzenten reduziert werden.

Quellenangabe

Hoffmann S. (2022): Warum nach Starkregen viele tote Fische auf dem Wasser treiben in GEO G+J Medien GmbH

Biologie-Seite-Autoren (2022) Fischsterben